Carcassonne: ein Interview mit den Coding Monkeys

Wir haben uns ausführlich mit dem anstehenden Release von Carcassonne auf dem iPhone beschäftigt und haben schon eine ganze Weile dem Release entgegen gefiebert. Für alle die Carcassone nicht kennen: Ein Brettspiel bei dem man mit kleine Kärtchen Landschaften legt, und versucht so möglichst viele Punkte zu bekommen (genaueres gibt es z.B. hier auf Wikipedia). Das Spiel ist heute erschienen und kostet aktuell noch einen Einführungspreis von knapp 4€ dieser soll auf ca. 7€ angehoben werden, sobald die App -per kostenlosem Update- Universal gemacht wurde, sie also sowohl auf dem iPhone als auch auf dem iPad in voller Auflösung spielbar ist. Jetzt zuzuschlagen lohnt sich also für jeden, ein ausführlicher Test von uns ist auch schon in der Mache. Solange gibt es schon mal ein Interview das besonders den technischen Hintergrund beleuchtet.
Also Vorhang auf,  für die Coding Monkeys…

1. Welche Schritte waren nötig um, aus einem Brettspiel, ein funktionierendes iPhone Spiel zu machen?

Zuerst einmal finden wir es bei einer Brettspiel-Umsetzung wichtig, auf unnötigen Schnickschnack zu verzichten. Einige Umsetzungen sind da mit viel Brimborium versehen das nichts bringt, sondern eher ablenkt.

Und dann kann man sich überlegen, wie man mit den Mitteln des Computers das Brettspiel unterstützen kann. Bei uns zum Beispiel mit der Übersicht der restlichen Karten, oder den Kreuzen an Stellen, an denen keine Landschaftskarte mehr hinpasst.

2. Wie viel Entwicklungszeit steckt in einem Spiel wie Carcassonne?

Ungefähr zwei Mannjahre reine Programmierzeit. Das Design, Musik und Sprecher kommen noch oben drauf.

3. Die Optik ihres iPhone Spiel ist sehr beeindruckend. Haben sie die Grafiken selbst entworfen oder ausgelagert?

Fürs Grafik-Design haben wir die amerikanische Firma “The Iconfactory”, auch hier sehr bekannt durch Twitterrific, beauftragt. Wir sind sehr glücklich über das Endergebnis, und über die gute Zusammenarbeit.

4. Denken sie der App Store ist für Entwickler längerfristig auch mit größeren Produktion wie „Carcassonne“ die richtige Plattform um auch Finanziell Erfolg zu haben?

Wir sind zumindest davon überzeugt, daß es möglich ist damit erfolgreich zu sein. Das Preisniveau im App Store ist zwar sehr niedrig, aber wir hoffen daß genug Leute bereit sind, für gute Arbeit auch gutes Geld zu bezahlen. Aber es ist schon eine Wette auf große Verkaufsmengen.

5. Dies ist ihr erstes Spiel. Was sind die Unterschiede aus Programmierer Sicht zwischen dem Schreiben eines Spieles und dem Schreiben eines Dienst Programms?

Spiele sind wesentlich grafiklastiger, deswegen mussten wir mehr Zeit in Grafik und Animationen investieren. Abgesehen davon müssen Spiele genauso wie andere Apps auf Apple-Plattformen wirklich poliert werden, damit das fertige Produkt einerseits schön und elegant wird, andereseits auch echte Aussichten auf finanziellen Erfolg hat.

6. Das iPad bietet für Spiele, durch das größere Display und die bessere GPU [also Grafik Prozessor], viele neue Möglichkeiten, wird es eine iPad Version von „Carcassonne“ geben?

Wir wollen auf alle Fälle im Laufe des Jahres eine iPad-Version herausbringen.

7. Welche essentiellen Probleme sind während des Schreibens von Carcassonne aufgetreten?

Das für uns grundsätzlichste Problem stand ziemlich am Anfang. In welcher Form schaffen wir es eine frei skalierbare, gutaussehende Darstellung des Spielfläche zu ermöglichen, die dann auch noch auf den “alten” Geräten gut benutzbar bleibt. Da haben wir einige prototypische Experimente gestartet und sind letztendlich dann zu der Lösung gekommen die wir jetzt im Spiel auch verwenden. Die Darstellung des Spielfelds war in unserer Original-Idee war noch stärker ausgeschmückt als jetzt.

8. Denken sie dass sich die Spiele Landschaft auf dem iPhone, durch den release des iPads, verändern wird?

Interessanter ist die Veränderung auf dem iPad – durch den großen Schirm werden jetzt wesentlich mehr Spielkonzepte gangbar, besonders auch Brettspiele. Ob sich auf dem iPhone dadurch was ändert? Vielleicht dadurch, dass Entwickler die vom iPad und dessen Größe angezogen werden, dann eben auch kleinere leicht abgespeckte Versionen für das iPhone machen, die es ohne das iPad nicht gegeben hätte.

9. Sind Raubkopien noch ein ernstzunehmendes Thema auf dem iPhone? Hatten Sie bzw. erwarten Sie negative Erfahrungen?

Im Grunde nicht. Es ist so viel einfacher, Apps zu kaufen als zu klauen. Außerdem sind die Preise so niedrig, daß es nur sehr wenig Anreiz für Raubkopierer gibt.

10. Könnten Sie uns in etwa verraten wieviel Geld in einer Produktion wie Carcassonne steckt?

Ich denke aus dem von uns oben genannten geschätzten zeitlichen Entwicklungsaufwand ist schon genug abzuleiten ;)

11. Wieso haben sie sich für ein 2D Interface bzw. Spiel Umsetzung entschieden? Andere Brettspiel Umsetzungen wie z.B. Monopoly haben das anders gemacht.

Überflüssiges Beiwerk lenkt mehr vom Spiel ab, als es bringt. Zum Beispiel: An einer toll produzierten, langen Scoring-Animation sieht man sich schnell satt, und ab diesem Zeitpunkt empfindet man sie als störend. Wir haben ja schon gutes Material in Form eines wirklich guten Brettspiels, warum also an einer Ecke verbessern, wo es nicht nötig ist. Wichtiger ist, den Spielspaß bei der Umsetzung zu erhalten, und der kommt auf Dauer nicht von einem Grafik-Feuerwerk.

Wir hoffen dieser Einblick in die Welt der Entwickler hat euch Spaß gemacht. Über Feedback freuen wir uns sehr, also nutzt die Kommentarfunktion!

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